Wir können kaum einen Computer, Fernseher oder das Radio anschalten, ohne mit den aktuellen Anschlägen konfrontiert zu werden. Selbst in den Schulen werden die aktuellen Ereignisse thematisiert. Wir können nur schwer steuern, was unsere Kinder mitbekommen, was sie hören, sehen oder lesen. Doch wir können für sie da sein.
Gerade jetzt brauchen sie uns am Meisten.

Kinder brauchen Sicherheit, Ruhe und Geborgenheit

 „Doch wie können wir ihnen Sicherheit, Ruhe und Geborgenheit schenken, wenn wir uns selbst verunsichert, unruhig und ängstlich fühlen?“
„Sollen wir mit unseren Kindern darüber sprechen, was uns selbst bewegt und beunruhigt oder dass wir womöglich selbst Angst haben?„

Die Antwort darauf lautet, ganz klar: NEIN! Diese Gedanken und Gefühle sind nichts für Kinderohren, besonders wenn sie noch jünger sind. Selbst wenn unsere Worte die Wahrheit wären. Diese Ängste besprechen wir lieber mit unserem Partner, unserer/m Freund/in oder anderen Erwachsenen.

„Sollen wir unsere Kinder anlügen? Sie von der Wahrheit fern halten?“

In solchen Momenten, geht es nicht um Lüge oder Wahrheit, sondern darum was unsere Kinder wirklich brauchen und wie wir als Eltern ihnen genau das geben können.

Gerade in Krisenzeiten, brauchen unsere Kinder, ihre Eltern als verlässlichen, sicherheitsgebenden Felsen in der Brandung. Gerade in solchen Momenten, brauchen sie Halt, Stabilität und Geborgenheit. Im Grunde, genau das, was wir Erwachsenen uns ebenfalls wünschen. Jemand der zu uns kommt und uns versichert: „Alles ist gut. Ich passe auf Dich auf.“ Mit dem kleinen Unterschied, dass diese Geborgenheit für unsere Kinder noch viel, viel wichtiger ist, als für uns Erwachsene. Denn für sie ist unsere Welt noch viel undurchsichtiger, größer und unverständlicher als für uns.

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Wir Erwachsenen verfügen über viel mehr Lebenserfahrung. Wir wissen, dass auch nach solch schlimmen Krisen, wie 9/11, sich die Welt weiter dreht. Dass sich dadurch womöglich vieles verändert, doch dass egal was kommt, es schon irgendwie weitergehen wird. Dass wir bisher immer einen Weg gefunden haben. Unsere Kinder haben diese Gewissheit noch nicht.

Deswegen brauchen sie uns. Wir können Ihnen das Gefühl vermitteln: „Meine Eltern sind immer für mich da. Sie beschützen mich. Egal was passiert.“
Fühlen wir Eltern uns in diesem Moment ebenso sicher? Wahrscheinlich, nicht immer. Doch diese Wahrheit dürfen wir getrost für uns behalten.

Das Leben ist schön

 Ein wunderbares Vorbild, für sicherheitsgebende Elternschaft, vermittelt der Film „Das Leben ist schön!“ Obwohl Vater und Sohn im KZ inhaftiert sind, setzt der Vater alles daran, um seinen Sohn zu beschützen und ihn vor der grauenvollen Realität zu bewahren. Er erzählt ihm in kindlicher Sprache, der Aufenthalt sei ein kompliziertes Spiel, dessen Regeln sie genau einhalten müssten, um am Ende als Sieger einen echten Panzer zu gewinnen. Hierbei versucht der Vater alles Mögliche, um seinem Sohn den Aufenthalt im Lager so angenehm wie möglich zu gestalten und die Fassade der Täuschung aufrechtzuerhalten.

„Erzählt er seinem Sohn von seiner eigenen Angst und der unmittelbaren Gefahr um ihr Leben?“

Auf keinen Fall!

Am Ende des Films, wird das Kind im verlassenen Lager von einem amerikanischen Panzerfahrer aufgelesen und mitgenommen, weswegen er sich im Glauben wähnt, das Spiel tatsächlich gewonnen zu haben. Der Film endet mit seinen Worten

„Dies ist meine Geschichte, dies ist das Opfer, welches mein Vater erbracht hat, dies war sein Geschenk an mich. Wir haben das Spiel gewonnen.“

Dieses filmische Beispiel zeigt uns so einfühlsam, was unsere Kinder brauchen. Unsere Aufgabe ist es ihnen die Welt leicht machen, besonders in Momenten die gar nicht so leicht sind. Wir dürfen ihnen Sicherheit zu schenken, besonders in Zeiten die alles andere als sicher sind. Und wir halten von ihnen fern, was selbst uns Eltern überfordern würde.

Halten Sie sich symbolisch an die Altersfreigabe „USK“

Jeder Kinofilm, jedes Computerspiel wird mit einer Altersfreigabe versehen. Sie hat die Aufgabe unsere Kinder zu schützen vor Inhalten, die sie noch nicht verarbeiten können.

„Würden wir mit unseren Kindern einen Film voller Terror und Gewalt ansehen?“

Wahrscheinlich nicht. Das reale Leben hat diese Altersfreigabe leider nicht. Hier müssen wir Eltern einspringen.

Was können wir Eltern tun?

Genau das, was die meisten Eltern, intuitiv schon immer tun.
Jede Mutter, jeder Vater wirft schützend die Arme um sein Kind, wenn eine Gefahr droht. Genau das ist die Aufgabe für uns Eltern. Unsere Kinder zu beschützen.

Wir können nicht in jedem Fall steuern, was sie alles mitbekommen, was sie hören und lesen. Doch wir können sie bewahren, schützen und stärken durch unseren eigenen Umgang mit den Vorkommnissen.

Ich bin für Dich da, wenn du reden möchtest

  • Nehmen sie sich Zeit für ihr Kind. Schenken Sie ihm Nähe.
  • Fragen Sie nicht so viel. Signalisieren Sie lieber „Ich bin für dich da!“
  • Schaffen Sie Gelegenheiten, die einladen zum Austausch und Gespräch.
  • Spielen und malen Sie mit ihm. Machen Sie kleine, ruhige Ausflüge in den Wald, in den Park, an Orte an denen sie zur Ruhe kommen. Orte die zum Verweilen und reden einladen.
  • Bringen Sie Ihr Kind abends ins Bett und bleiben Sie noch etwas länger bei ihm. Häufig beginnen die Kinder zu sprechen, was sie bewegt, wenn es abends ruhiger wird.
  • Drängen Sie keine Gespräche auf. Geben Sie ihrem Kind lieber die Chance selbst Fragen zu stellen, wenn es welche hat. Gerade bei kleinen Kinder genügt es, auf ihre Fragen zu antworten, statt von sich aus das Thema anzusprechen.
  • Hören Sie mehr zu, als dass Sie fragen oder erzählen. Lassen Sie Ihr Kind sprechen. So erfahren Sie welche Bilder sie bewegen, welche Gedanken durch ihre Köpfe schwirren und wo Gesprächsbedarf besteht.
  • Lassen Sie Ihr Kind nicht allein Fernsehen gucken oder am Computer sitzen. Häufig werden selbst harmlose Sendungen unerwartet unterbrochen, sobald es Neuigkeiten gibt.
  • Lernen Sie Ihr Kind zu lesen, zu verstehen und zu erkennen: was braucht es, was es beschäftigt, was ihm gut tun, wann es reden möchte und wann lieber schweigen.
  • Fragen Sie sich selbst, welche Botschaft Sie Ihrem Kind vermitteln möchten? Sind Sie der Meinung, dass Gewalt nur durch Gegengewalt bekämpft werden kann oder ist es Ihnen persönlich wichtiger Kerzen anzünden, Liebe auszusenden, Blumen zu pflanzen oder niederzulegen?

Die meisten Kinder dieser Welt würden mit Sicherheit ihre Herzen sprechen lassen um die Waffen zum Schweigen zu bringen.

Das können wir von ihnen lernen!